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Bevor die eigenen Leute in fernen Ländern missionieren, steht das Gebiet des aktuellen Wallis unter dem Einfluss von Missionaren aus dem unteren Rhonetal, insbesondere aus Lyon und Wien. Sie kommen über das Chablais oder über den Grossen Sankt Bernhard ins Wallis und bekehren die keltische Bevölkerung zum Christentum. Eine römische Inschrift mit einem Monogramm von Christus aus dem Jahr 377 gilt im Allgemeinen als die älteste Spur des Christentums im Wallis. Die Anwesenheit eines Bischofs in Octodurum (Martinach) ist ab dem Jahr 381 bezeugt, anschliessend ist auch eine Kathedrale belegt. Dieser erste Bischofssitz, der zwei Jahrhunderte später nach Sitten verlegt wird, bildet einen Vorhutposten auf dieser strategischen Achse des Römerwegs, von dem aus die Konvertierung des Wallis organisiert wird. Die Abtei von Saint-Maurice wird im Jahr 515 von einem künftigen Burgunderkönig an einem Wallfahrtsort gegründet. Von dieser Abtei stammt der Name der benachbarten Stadt. Die Abtei, die sich in einem Umfeld von Territorialkriegen entwickelt, bietet eine wichtige Unterstützung bei der Weiterverbreitung des Christentums. Ihre Ländereien, Herrscherrechte und Missionen werden nacheinander vom französischen Königreich, von den Herzogen von Burgund und von Savoyen und 1571 vom Bischof von Sitten und den sieben Zenden geschützt. Die Christianisierung des Wallis ist ungefähr im 10. Jahrhundert abgeschlossen, als sämtliche Ortschaften des oberen Rhonetals und der Seitentäler einer Pfarrei angeschlossen sind, die selber wieder vom Bischof abhängig ist.
Die Dominanz des Katholizismus im Wallis ist nicht selbstverständlich. Unter dem Einfluss der Reformation, die sich in Nordeuropa ausbreitet, konvertieren ab den 1520er-Jahren zahlreiche Walliser Patrizierfamilien, ohne dass dieser Umstand jedoch die geistliche Macht des Bischofs in Frage stellt. Diese Konvertierungen sind im Wesentlichen politisch begründet. Die Patrizier versuchen, ihre Interessen gegenüber den Bischöfen zu verteidigen, deren weltliche Macht am Schwinden ist. Die Reaktion der Katholiken ist, insbesondere in der Abtei von Saint-Maurice, heftig. Dort lässt der Abt Jean Miles im Jahr 1555 zahlreiche im Goms beschlagnahmte protestantische Bibeln verbrennen und riskiert so einen Bürgerkrieg. Um die Jahrhundertwende des 17. Jahrhunderts ist der reformierte Einfluss im Wallis so gross, dass neben zahlreichen konvertierten Familien zwei aufeinanderfolgende Bischöfe sowie mehrere Landeshauptmänner den protestantischen Ideen sehr nahe stehen. Die Situation ändert sich ab 1604 mit der Einsetzung des Bischofs Adrian II. von Riedmatten, der den Titel «Graf und Präfekt des gesamten Wallis» annimmt. Er verbietet die protestantische Religionsausübung und droht den konvertierten Patriziern, sie von den öffentlichen Ämtern auszuschliessen. Zur selben Zeit wandern Missionare der Kapuziner- und Jesuitenorden aus den katholischen Kantonen der Zentralschweiz über den Grimselpass ins Wallis ein, um sich mit dem neuen Bischof zu verbünden und insbesondere durch Gründungen von Klöstern und Lateinschulen die Rekatholisierung des Wallis in die Wege zu leiten.
Referenzen
Paul AEBISCHER, « La christianisation du Valais à la lumière de quelques faits linguistiques », in Vallesia, 17 (1962), S.171-206.
Gérard DELALOYE, L'évêque, la Réforme et les Valaisans : XVIe et XVIIe siècles, Baden, 2009.